Bereit am Tag X

Bald steht der nächste Grossanlass an, wie etwa Weltmeisterschaften oder Olympischen Spiele. DAS Highlight eines jeden Athleten und hoffentlich Zahltag für all die körperlichen Strapazen. Schliesslich wurde die gesamte Vorbereitung auf diesen einen Tag ausgelegt. Umso schlimmer, wenn’s dann nicht aufgeht.

Es gibt Athleten und zu meinem Erstaunen auch Mentaltrainer, die unter mentaler Stärke verstehen, am Wettkampftag über sich hinaus zu wachsen. Deshalb versuchen diese Athleten am Tag X alles noch etwas besser und von allem noch etwas mehr zu machen. Genau hier liegt der Fehler. Der Glaube über sich hinaus wachsen zu müssen, kann zu Verkrampfung und Leistungseinbussen führen.

Warum Aussenseiter reüssieren

Ist Dir auch aufgefallen, dass ausgerechnet an Grossanlässen immer wieder so genannte Aussenseiter überraschen? Warum? Weil sie den Tag wie jeden anderen Wettkampf angehen. Das tun, was sie können und nichts zu verlieren haben. In Kombination mit anderen Komponenten kann diese Lockerheit und Einstellung tatsächlich zur Bestleistung führen.

Mehr dazu in meinem Beitrag zum Thema Optimaler Leistungszustand und Wettkampfvorbereitung.

Was ist mentale Stärke?

Mentale Stärke bedeutet, sein Können und seine Leistung abrufen zu können, unabhängig von äusseren Einflüssen wie etwa Wetter, Zuschauer, Wettkampfbedingungen, Schiedsrichter oder Druck. Einfach das tun, was du kannst. Nicht mehr aber auch nicht weniger! Laut Studien gelingt dies etwa 30-40% der Athleten.

Wieso? Nicht weil sie die Fähigkeiten verlieren. Sie verlieren das VERTRAUEN in ihre Fähigkeiten.

Kurzes Beispiel

Stell die Kunst sich zu fokussierenDir einen Stuhl vor und wie du auf diesen Stuhl steigst. Soweit so gut. Jetzt stellst Du Dir denselben Stuhl auf einem Hochhaus vor am Rande des Abgrundes. Würdest du gleich selbstsicher und locker auf diesen Stuhl steigen wie zuvor? Bewegungsablauf und technische Schwierigkeit sind identisch. Einzig die Umgebung hat sich geändert und somit auch der mentale Aspekt.

Die Konsequenzen eines Fehltrittes wiegen weitaus schwerer, so dass sich der Fokus verschiebt. Was in diesem Beispiel zweifelsohne ein biologisch sinnvolles Programm ist, kann im Sport hinderlich werden. Anstelle der Höhe steht dann der drohende Abstieg, ein wichtiges Meisterschaftsspiel oder eben der Tag X.

Mentale Stärke ist lernbar

Auf unser Beispiel mit dem Stuhl bezogen heisst das: Ziel ist es, das Vertrauen
in die eigene Fähigkeit so zu stärken, dass ich immer auf diesen Stuhl steigen kann, egal wo dieser gerade steht.

Oder in den Worten von Ex-Tennisprofi Pete Sampras: «Ich versuche nie, ein Turnier zu gewinnen. Ich versuche auch nie, einen Satz oder ein Spiel zu gewinnen. Ich will nur diesen einen Punkt gewinnen.»

Mentale Stärke ist also lernbar! Was es dazu braucht? Training mentaler Fertigkeiten wie etwa Konzentration, Emotionsregulation, Zielsetzung, Selbstvertrauen, innerer Coach oder Fokussierung.